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Arne Voigtmann

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Zurück ins Land der Zwergindianer
War of the Wendigo
Don Rosa
Don Rosa
Peter Daibenzeiher?
27
MM 45-47/91 (D) (Oktober 1991)
MM 45-47/91, OD 12, HOF 9
D 91192
keine
1. Teil (S. 1): In der Blume links unten.
2. Teil (S. 10): In den Wasserspritzern des Zwergindianer-Bootes.
3. Teil (S. 19): Auf dem Kopfband des Indianers links unten
1.: S. 11 im letzten Panel mittig unten.
2.: S. 20 im zweiten Panel mittig unten rechts.
3.: S. 23 im letzten Panel links unten

Inhalt

Die Zwergindianer sabotieren Onkel Dagoberts Papierfabrik in den weiten Wäldern Kanadas, weil sie die Natur zerstört.

Begonnen hat alles damit, dass Dagobert samt Anhang die Papierfabrik inspizieren will, die seit längerer Zeit von den Wendigos terrorisiert wird, die die Holzfäller und die Arbeiter des Papierwerks in Panik versetzen. Ziemlich schnell stellt sich jedoch heraus, dass die Wendigos in Wirklichkeit alte Bekannte sind: Die Zwergindianer, die Onkel Dagobert als den Erbauer der Fabrik auch prompt entführen...

(Orville Orb)

Kommentar

Rosa merkt in seinem Kommentar zur Geschichte an, dass es sich um eine jener seltenen Geschichten handelt, mit denen er ziemlich zufrieden ist. Ich interpretiere das dahingehend, dass ihm mit Zurück ins Land der Zwergindianer gelungen ist, eine für ihn sehr untypische Geschichte vollbracht hat. In allem erinnert sie mehr an Barks als an Rosa: Vor allem in der einheitlichen Struktur und der großzügigen Einteilung der Szenen. Dadurch wirkt insgesamt die Geschichte, obwohl es keinen Mangel an Action gibt, langsamer, ganz im Unterschied zu dem für Rosa sonst so typischen eher hektischen und geladenen Tempo. Insofern passt diese Änderung der Erzählweise, als dass es sich hierbei um eine Fortsetzung zu der Barksgeschichte Im Land der Zwergindianer handelt.

Rosa hält die Arbeit an Fortsetzungen für anspruchsvoller als an normalen Geschichten. Es ist in der Tat viel schwieriger, sie zu meistern, als sich eine neue Geschichte auszudenken, die bezüglich der Zeichnungen und des Handlungsstranges keinerlei Querverweise zum Original fordert (Kommentar zu Wiedersehen mit Tralla La). Zur Verstrickung des Originals mit der Fortsetzung gehört allerdings auch die Fortführung des Themas der Geschichte. Zwar geht Rosa sogar noch wesentlich intensiver auf das Thema Umweltverschmutzung ein, doch gerade in der Interpretation des Themas geriet er insofern zwischen die Schranken, als dass er zwei verschiedene Ziele in der Geschichte zu verfolgen versuchte.

1991 bat mich Egmont darum, eine Geschichte über dieses ernste Thema [saurer Regen] zu schreiben und zu zeichnen. Hier beging Rosa den gleichen Fehler, der die Leute von Disney dazu brachte seine Geschichte The Star Struck Duck abzulehnen. Rosa begann im Eifer des Gefechts zu direkt und plakativ zu werden. Diese Eindeutigkeit der Moral ist keineswegs untypisch für Rosa und harmoniert gut mit Rosas Struktur der Geschichte, entspricht aber keineswegs dem Weltbild Barks’. Barks lag sicher nichts an einem Aufruf zum Umweltschutz, als er die Geschichte schrieb, sondern er verarbeitete seine Gedanken über Tradition, Natur und die moderne Gesellschaft. In einem sehr guten Aufsatz über Das Land der Zwergindianer von Geoffrey Blum (Das Gesetz des Landes) steht: Wie Onkel Dagobert schleppen wir unsere Probleme mit uns herum, wohin wir auch gehen […]. Wo immer der Mensch ein Fleckchen unberührte Natur findet wird er es zerstören.

Ich war fest überzeugt, dass dieser Satz selbstverständlich auf die Gesellschaft zutreffen könne, niemals aber auf mich selbst. Richtig verstand ich den Satz erst, als ich am Morgen den zu Sternen gefrorenen Tau auf einem Kleeblatt in unserem Garten bewunderte. Um das Blatt näher zu betrachten, pflückte ich es und durch die Wärme meiner Hände schmolz selbstverständlich das Eis. Da das Kleeblatt für mich nunmehr uninteressant war, warf ich es weg. Es ist eine Eigenschaft, die jedem Menschen (westlicher Kultur) innewohnt, die Natur zu unterdrücken, so sehr er sie auch bewundert.

Natürlich kann man in drei Sätzen der Aussage von Barks‘ Geschichte nicht gerecht werden, mir geht es lediglich darum, klarzustellen, dass Barks und Rosa praktisch über zwei völlig verschiedene Dinge schreiben beziehungsweise völlig anders schreiben. Rosa misslingt es, die Gedanken von Barks wieder aufzugreifen und weiter zu entwickeln, stattdessen trivialisiert er das Thema zu einem Werbeprospekt für Greenpeace.

Dieser Unterschied wird besonders klar in der Verteilung der Charaktere. Während bei Barks der Trieb, in die Natur Zivilisation zu bringen, einfach nur als menschliche Eigenschaft dargestellt wird und dementsprechend vom Protagonisten Dagobert vertreten werden kann, erfindet Rosa einen Bösewicht, dem er das Übel der Industrialisierung anhängt, und verkommt damit in moralisch-plakative Schwarzweißmalerei. Unerträglich wird das dann, als Rosa einen übertriebenem Kampf Gut gegen Böse apokalyptischen Ausmaßes auslöst und danach fast zwei Seiten zur moralischen Belehrung freihält.

Trotzdem ist die Geschichte reich an bissigen, aussagekräftigen Stellen, die einen Barks sicherlich stolz gemacht hätten. Geschickt bettet Rosa einen neuen Aspekt in die Umgebung ein: Den Widerspruch zwischen der technischen Überlegenheit und der geistigen Unterlegenheit der Seite Rufus Rüffels gegenüber den Indianern. Als Donald zivilisiert und anständig fragt: Entschuldigen Sie bitte! Können Sie einen Moment den Motor abstellen […] erwartet ihn eine Schuttladung. Auch, dass die Ducks zeitweise selbst in die Rolle der Zwergindianer fallen und selbst erleben wie es ihnen ergeht, ermöglicht ganz neue Perspektiven, die jedoch leider nur flüchtig ausgearbeitet wurden.

Positiv aufgefallen ist mir auch die sorgfältige Konstruktion der Geschichte, nicht als Fortsetzung sondern vielmehr als Pendant zu Barks. Statt dem Stör kämpft Donald nun gegen einen Schaufelbagger, während bei Barks Dagobert einen Indianer entführt, entführen die Indianer nun Dagobert. Rosa nutzt diese Kunstgriffe jedoch nicht, um Barks zu kopieren oder gar auf den Kopf zu stellen, sondern weiß sie geschickt einzusetzen, um neue Sichtweisen zu eröffnen.

Trotz vieler guter Aspekte schießt Rosas Geschichte übers Ziel hinaus und ist ebenso wenig eine wahre Fortsetzung zu Im Land der Zwergindianer wie es Die Reise zum Mittelpunkt der Erde etwa zu Land unter der Erdkruste wäre: 4+

(Orville Orb)

Auftauchende Charaktere:

Erwähnte Charaktere:

/

Hintergrundinfos


Allgemeines

Dons Kommentare

Don im Kommentar zur Geschichte (aus OD 12): Skandinavien und Nordeuropa haben anscheinend ein Problem mit dem sauren Regen. Im Jahr 1990 hat Egmont mich dann gebeten, eine Story zu schreiben, die sich mit diesem ernsten Thema beschäftigt. [...] Jedenfalls haben wir in Nordamerika das gleiche Problem, wobei dei USA daran schuld sind, dass der saure Regen bei unseren lieben kanadischen Nachbarn runtergeht. Nun, bei dem Thema der Verschmutzung der kanadischen Wildnis wird sich jeder Barks-Fan sofort an die Zwergindianer aus einem seiner besten Abenteuer, Im Land der Zwergindianer, erinnern! Das war also die perfekte Gelegenheit, eine Fortsetzung zu dieser klassischen Geschichte zu machen, zumal die Verleger sowieso schon angedeutet hatten, dass die Duck-Fans sich danach erkundigen würden, ob ich nicht einmal ein Sequel zu dieser Story wagen würde.

Barks-Reminiszenzen (und andere)

Die Geschichte ist eine Fortsetzung zu Barks' Im Land der Zwergindianer (U$ 18).

Hintergrund-Gags

Die Geschichte kommt weitgehende ohne Hintergrundgags aus. Besonders beachtenswert ist aber der kleine Zwergindianer auf Seite 18 unten und Seite 19 oben, der auf einer Schildkröte reitet.

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Letzte Änderung am 29.03.2009